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Einsichten - Zwiesprache
mit der Natur
Leseprobe:
Diese Frage ist um so berechtigter, als
sich die Natur nicht nur für jedes Zeitalter, sondern auch innerhalb eines
Zeitalters für jede so oder so geartete Menschengruppe anders darstellt.
So sieht in unserer Zeit etwa der Bauer, der seinen Traktor über den Acker
lenkt, die Natur mit anderen Augen als der Städter, der sie am Wochenende
mit seinem Auto durcheilt. So hat der Naturwissenschaftler, der die immanenten
Gesetze des Gewordenseins und Fortdauerns der Natur erforscht, andere Gedanken
über sie als der Theologe, der in ihr das Wirken eines jenseitigen
Schöpfers - Gott - zu erkennen glaubt. So bewegt sich der Landstreicher,
dem sie bald freundlich, bald unwirsch begegnet, anders in ihr als das
Liebespaar, das sich von ihrem Zauber selig umfangen fühlt. So geht der
Philosoph, der über die letzten Gründe ihres Vorhandenseins
nachdenkt, anders mit ihr um als der Künstler, der sie mit dem Medium der
Wörter, Linien, Farben oder Räume in AbBilder seiner Visionen
verwandelt. |
Der Wanderer und andere Zeitgenossen
glauben oft nur, die Natur sehen und hören zu können, dabei gelingt
dies nur zu einem ganz kleinen Teil , es geht wohl auch nicht anders. Zu einer
umfassenden, in die Tiefe dringenden Wahrnehmung gehören empfindlichere
Sinne und gründlichere Kenntnisse als die üblichen. |
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Unbefangene Augen genügen
ebensowenig wie ein guter Wille. Die Natur gibt ihre verborgenen Schätze
nicht ohne weiteres preis. Sie will umworben sein, lange und beharrlich, mit
Hingabe, aber auch mit Kenntnissen. Wer mehr weiß, sieht mehr. In diesem
Bildband der jungen kanadischen Biologin und Fotografin Catherine Young steht
jeder Bildseite eine Seite mit Zitaten aus den Tagebüchern des
gesellschaftskritischen amerikanischen Naturphilosophen Henry David Thoreau
gegenüber - und das mit gutem Grund. Thoreau war im Amerika des
neunzehnten Jahrhunderts eine überraschende, eine einmalige Erscheinung.
Philosoph, Waldläufer und Dichter. Und jedes im vollen Sinn und mit allen
Sinnen. Er durchwanderte die Natur nicht nur, sondern ging in sie hinein, in
ihre Rauheit, in ihre Zartheit, er wurde selbst ein Stück Natur. Aber er
verlor sich nicht darin, er fing nicht an zu schwärmen, sondern blieb wach
und besonnen. Er war auch kein gedankenloser Naturbursche, sondern schrieb auf,
was er sah und empfand und was ihm dabei an Aufschreibenswertem durch den Kopf
kam. Ein Wissender mit einer dortzulande noch nie vernommenen Sprache,
erfüllt vom Geruch der Wildnis, von ihrem Gesang, ihren Farben, ihrem
gebrochenen Licht, von ihrem Leben und ihrem Tod. Die gleiche Liebe zu dem bald
jungen, bald zerfurchten Gesicht der Erde und das gleiche Vertrauen zu der
schwermütigen Harmonie der Welt, das in den Bildern von Catherine Young
lebt, durchzieht auch seine Sprache. (Manfred Hausmann)
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Der
Grönlandwal ist in den Meeren um Grönland ausgerottet. In der
Beaufort-See und in den Gewässern Alaskas kommen noch kleine Populationen
vor.
Entnommen aus dem Buch "Im Bannkreis des Nordens".
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Neu erschienen: Unsere Welt in Gefahr – Klimawandel und Zivilisation
von Stephen Henighan, Kanada, mit einem Vorwort von Mojib Latif, Kiel
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